Wer über sich selbst hinausgehen will, muss in sich selbst hinabsteigen. Im Licht. Durchs Licht. Zum Licht.
Montag, 9. Februar 2015
Ehrfurcht vor dem Leben und der Eigenwert der Mitgeschöpfe..
Gemäß Albert Schweitzer bedeutet „Ehrfurcht vor dem Leben“: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Tiere sind Lebewesen und haben, wie Menschen auch, einen Eigenwert. Er existiert unabhängig von ihrem Nutzen für menschliche Zwecke (die gelegentlich gern mit Bedürfnissen verwechselt werden), ist mit Rechten verbunden und muss respektiert und geschützt werden. Wird er das?
Macht zu gebrauchen, um wider besseres Wissen falsch zu handeln, ist Machtmissbrauch
Medizinische und naturwissenschaftliche Disziplinen erarbeiten Erkenntnisgewinne gerne experimentell und mit Methoden der quantitativen Messbarkeit. Was immer das im konkreten Fall heißen mag: Noch mehr Tierversuche und Versuchstiere, um herauszufinden, was wir schon lange wissen sollten? Dass Tiere Freude, Angst und Schmerzen empfinden können; sich vor etwas erschrecken, einander vermissen können; Schutz und Geborgenheit geben und suchen; ein Interesse am Überleben haben und übermütig und verspielt sein können, wenn ihnen etwas Schönes widerfährt: ein Weidegang im Frühjahr, die Wärme der Sommersonne, Laubrascheln im Herbst, der erste Schnee im Winter? Kaum haben wir einmal fachkundig festgestellt, dass Tiere leben wollen, lieben und leiden können, wird derlei Erkenntnissen die Bedeutung wieder streitig gemacht. Denn in der Tat, eines können wir nicht wissen und auch nicht letztgültig messen: wie es sich wirklich genau anfühlt, wenn man ein Tier ist.
Noch dazu ein bestimmtes, es gibt ja so viele verschiedene. In diesem Zweifel, dessen detailgenaue Klärung allerdings dahinstehen kann –
wir wissen oft nicht einmal, wie sich ein anderer Mensch direkt neben uns in einer bestimmten Situation fühlen mag, ohne dass wir diesem deshalb Menschenrechte absprechen würden -, handeln wir in vielen Fällen aber nicht für, sondern seltsamerweise gegen die Schwächeren. Obwohl wir uns selbst für moralfähig halten - eine Eigenschaft, die wir Tieren immer wieder abzusprechen versuchen. Jedoch: Wenn wir sowohl die Fähigkeit besitzen, einzuschätzen, was moralisch richtig oder falsch ist, als auch die Macht, danach zu handeln, dann aber dennoch lediglich einseitig unsere eigenen Interessen verfolgen, noch dazu auf Kosten Anderer, Schwächerer, dann missbrauchen wir unsere Macht und machen aus unserer Fürsorgepflicht für die Schöpfung eine Gewaltherrschaft. Insofern handelt es sich nicht um ein bloßes Missverständnis in Bezug auf den sogenannten „Herrschaftsauftrag“ 2 im Sinne eines arglosen Irrtums, sondern um eine Fehlinterpretation wider besseres Wissen.
Denn es liegt auf der Hand, dass eine wohlmeinende und lebensliebende Schöpfungskraft nicht zum massenhaften Quälen und Töten von wehrlosen Mitgeschöpfen aufruft, die sich in unserer Obhut befinden, geschweige denn zum Ausrotten ganzer Tierarten. Für das Erfüllen eigener menschlicher Zwecke scheint jedoch das Aufrechterhalten des vermeintlichen Missverständnisses durch Verdrängung des eben dargelegten Widerspruches sowie durch Umdeutung der Realität im Sinne einer Verharmlosung eine kurzfristig bequeme Option zu sein.
Liebe zur Schöpfung, von der wir selbst ein Teil sind, ist auch gesunde Selbstliebe
Längst haben wir bereits reichlich Parameter und rechtliche Vorschriften zum Umgang mit Tieren verfügbar. Warum ändert sich insofern nichts Grundlegendes, als Tiere weiterhin massenhaft leiden und vorzeitig sterben? Weil die vielfältigen leid- und schmerzvollen Vorkommnisse und Ungerechtigkeiten im Umgang mit den Mitgeschöpfen primär nicht auf einen Mangel an Mess-Ergebnissen, Versuchserkenntnissen oder Rechtsvorschriften zurückzuführen sind; sondern auf einen Mangel an Liebe. In unseren Herzen, zu uns selbst und für Andere.
Oder würde jemand, der sich selbst wirklich liebt, ein Nahrungsmittel verzehren, das durch Leiden schaffende, Tod bringende Praktiken, mithin den Verlust von Lebensenergie „gewonnen“ wurde, und damit seine eigene Schuldlosigkeit an Grausamkeiten gegen die Schöpfung über Bord werfen? Seine kostbare Lebenszeit damit verbringen, im Fernsehen ein bizarres und brutales Verhalten kleinen Mitgeschöpfen gegenüber fasziniert und schadenfroh zu verfolgen? Sich als Akteur/-in an einem solchen Tun beteiligen und dadurch Körper und Geist mit jener Negativität belasten, die mit dem Quälen und Töten wehrloser Geschöpfe untrennbar und unabhängig davon verbunden ist, ob diese Lebewesen nach menschlichen Maßstäben äußerlich hübsch wirken oder nicht? Man würde ja - hoffentlich - auch nicht auf die Idee kommen, andere Menschen zu malträtieren, weil sie nicht dem eigenen Schönheitsideal entsprechen. Oder doch? Wie weit ist der Weg dahin, und ebnen wir ihn womöglich jeden Tag ein bisschen mehr durch Gefühllosigkeiten gegenüber Tieren?
Selbst wenn Mitgefühl mit nichtmenschlichen Kreaturen nicht im Vordergrund stünde, was allerdings ein emotionales und moralisches Armutszeugnis wäre, mag einem doch zumindest das eigene Wohlergehen am Herzen liegen. Wir können uns in diesem Kontext fragen, wo denn positive wie auch negative Energien in unserem Universum eigentlich bleiben, wenn sie einmal erzeugt worden sind. Im Nichts? Oder sammeln sie sich an wie Treibhausgase in der Atmosphäre und fallen schließlich auf die Verursacher/innen zurück? Ein Gedanke, der an die buddhistische Karmalehre erinnert, die das Naturgesetz von Ursache und Wirkung beschreibt, demzufolge positive oder negative Handlungen jeweils zu entsprechenden Konsequenzen im jetzigen Leben oder in späteren Existenzen des verursachenden Individuums führen. Und: Kann ein Nahrungsmittel Gutes in Körper und Geist bewirken, das auf eine für den unfreiwilligen „Spender“ qualvolle Weise hergestellt wurde und mit Traurigkeit, Angst, Schmerzen und der Zerstörung von Lebendigem belastet ist?
„Evolution“ im moralischen Sinne kann nicht heißen, alte, überkommene Verhaltensweisen aus längst vergangenen Epochen mit industriellen Methoden massenhaft zu reproduzieren und ihnen äußerlich einen neuzeitlichen Anstrich zu geben. Geht es nicht vielmehr darum, Fehler als solche zu erkennen, sie abzustellen, aus ihnen zu lernen; neue, bessere Verhaltensweisen zu finden, und diese dann als Gewohnheiten einzuüben? Und schließlich: Würden umgekehrt wir von einer Tierart, die stärker ist als wir, so behandelt werden wollen wie schwächere Geschöpfe derzeit von uns behandelt werden?
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